Nachdem dieses Jahr die Cross-Saison leider ausgefallen ist und ich meine überschüssige Renn-Energie irgendwie loswerden musste, habe ich mich mal bisschen an Zwift-Rennen versucht. Die ersten beiden Testrennen liefen ganz gut, und ich habe wieder Blut geleckt. Also warum nicht gleich was Gscheits machen und beim November Cup von der German Cycling Academy, dem eSports-Ableger vom BDR mitfahren (www.germancyclingacademy.de). Jeden Mittwoch Abend im November wird ein Rennen ausgetragen. Drei von den vier besten Ergebnissen kommen in die Gesamtwertung. Zwiftpower, die Rennergebnisseite von Zwift, hat mich aufgrund meiner Leistungen der vergangenen Rennen in die Kategorie B der „Normalsterblichen“ eingeteilt.
Am 4. November gings los. Auf dem Kriteriumkurs „Downtown Dolphin“ waren 12 Runden mit insgesamt 24 km zu absolvieren. Dass Zwift-Rennen immer unglaublich schnell starten, habe ich schon mitbekommen. Beim GCA-Cup war das aber nochmal eine Nummer härter. Kurz bevor ich explodiert bin, ist das Tempo dann doch wieder bisschen zurück gegangen. Wie hat Steve mal gesagt: Wenn du leidest und denkst es geht nicht mehr, denk dran, den Anderen geht es genauso. Zum Glück hatte er recht. Der Kurs hat einen fiesen kurzen Anstieg von nur ein paar Metern. Aber der tut richtig weh, vor allem, wenn man ihn zwölf Mal hochsprinten muss. Zu meinem Erstaunen habe ich es tatsächlich geschafft, bis zum Schluss in der Spitzengruppe zu bleiben. Womit ich leider nicht gerechnet habe, dass schon etwa 1 km vor dem Ziel das Tempo angezogen wird. Und was ich auch gelernt habe, ich muss unbedingt sprinten üben, vor allem auf der Rolle. Mit der Spitzengruppe ins Ziel und ein 12. Platz finde ich aber ganz passabel.
Das 2. Rennen war am 11. November in Watopia „Figure 8“. Hier war nur eine Runde mit 30 km zu fahren. Auf dem Kurs gibt es neben vielen kleinen Hügeln vor allem zwei Anstiege von etwa 3-4 Minuten Länge. Bei dem Rennen sind alle Kategorien gemeinsam gestartet, was zum einen die Übersicht erschwert hat, wie viele B-Fahrer noch vor einem sind und zu anderen die Startphase noch brutaler gestaltet hat, wenn man versucht, in der Spitzengruppe mit den ganzen A-lern zu bleiben. Die bisschen längeren Anstiege liegen mir und ich konnte ganz gut mithalten. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher wo genau, aber wahrscheinlich am ersten längeren Anstieg ist die Elite wegezogen und ich musste dann doch abreißen lassen. Diesmal lief der Zielsprint schon bisschen besser, und ich konnte mir den 8. Platz sichern. Top 10, ja Wahnsinn! In meiner Gruppe ist ständig noch so ein Mädel rumgewuselt, bei der ich mir die ganze Zeit dachte „Respekt“ und „Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor.“ Später habe ich dann rausgefunden, dass es Tanja Erath war, die Profi bei Canyon-Sram ist, weil sie 2017 die Zwift-Academy gewonnen hat.
Rennen Nummer 3 am 18. November wurde auf dem WM-Kurs von 2015 in Richmond ausgetragen. Zwei Runden von insgesamt 32 km waren zu fahren. Nach 12 km flach sind dort direkt hintereinander drei kurze steile Anstiege, bei denen Peter Sagan damals seine entscheidende Attacke gesetzt hat. Klassikerterrain ist leider gar nicht mein Ding. Diesmal sind die Gruppen wieder getrennt nach Kategorien gestartet. Anfangs war das Tempo extrem langsam. Ausreißversuch bringt aber nix, das klappt bei Zwiftrennen nie. An den Anstiegen alles gegeben, aber die sind einfach zu lang für mich, um hoch zu sprinten und zu kurz um meinen Berg-Diesel nutzen zu können. Also nur noch Verfolgergruppe. Flachstück wieder dahinbummeln. So ein langsames Rennen bin ich noch nie gefahren. Beim zweiten Mal über die Hügel haben Sie mich dann wieder abgehängt. Platz 13, abhaken, nächste Woche nächster Versuch. Immerhin bin ich in der Gesamtwertung nur einen Platz auf Rang 5 abgerutscht. Und kurze Intervalle trainieren, sonst wird das nix.
Das letzte Rennen am 25. November war dann wieder mehr mein Terrain. Greatest London Loop, eine 26 km Runde mit einem 12-Minuten-Anstieg im zweiten Drittel, dann nur noch Abfahrt und paar Minuten bis ins Ziel. Diesmal wollte ich die Jungs schon vor dem Berg zermürben, damit das nicht wieder so eine Bummelei wird und sie mich dann doch noch abhängen. Also am Anfang ordentlich Gas geben und kurz bevor das Tempo sich setzt, gleich noch einen Powerup zünden, um die Leidensphase für die Anderen zu verlängern. Ab und zu mal vorne rausfahren, damit das Tempo nicht zu langsam wird. Am Berg hab ich es geschafft, die erste Zeit im Windschatten zu bleiben, solange das Tempo noch hoch war. Dann konnte ich meinen Diesel endlich anschmeißen. 12 Minuten können trotzdem ganz schön lang sein. Ich glaube, einer ist vorne davongefahren. Den kriegen wir noch. Ansonsten in der Spitzengruppe über den Berg, juhu! In der Abfahrt kann man sich ganz gut erholen, vor allem seit ich weiß, wie der „Supertuck“ geht. Unter der Themse fährt man durch einen Tunnel, der über eine kurze aber sausteile Rampe wieder an die Oberfläche führt. Kurz genug, dass ich nicht abreißen lassen muss. Weil ich im Sprint wenig Chancen habe und noch einen Windschatten-Powerup im Ärmel habe, habe ich mich entschlossen, schon 600 m vor dem Ziel einer Attacke zu folgen. Leider hatten die zwei hinter mir auch noch Powerups übrig und sind noch an mir vorbeigezogen. Vom deutschen Zwift-Vizemeister von 2018 geschlagen zu werden, ist dann aber doch nicht ganz so schlimm. 6. Platz!!!
In der Gesamtwertung sind dann noch zwei an mir vorbeigezogen, die vorher nur zwei Rennen gefahren waren. 7. Platz, ich kann es kaum fassen! Leider hat mir meine Leistung im letzten Rennen auch einen Aufstieg in die A-Kategorie beschert. Das werden harte Trainingseinheiten. Fazit: Zwift-Rennen sind brutal. Keine Sekunde Zeit zum Ausruhen. Eigentlich genau wie Cross-Rennen. Also ein Riesenspaß.
P.S. Den RFV gibt’s jetzt auch auf Zwift. Weitere Mitglieder sind jederzeit willkommen.